Das Netzwerk Inklusion zum dritten mal auf der Offenbacher Baumesse

Offenbach, 19.01.2019

Zum dritten Mal beteiligte sich das Netzwerk Inklusion in Zusammenarbeit mit der Stadt Offenbach mit einem Vortragsangebot an der Vorstellung von Konzepten für inklusives und barrierefreies Wohnen: Der erste Vortrag kam von Tamara Kessel, einer Architektin und Sachverständigen für barrierefreies Bauen. Sie beschrieb in ihrem Vortrag zu barrierefreien Systemen beim Neubau/Umbau von Wohnungen, dass die Wohnform auf die jeweilige Art der Behinderung angepasst werden sollte. Die DIN-Normen der hessischen Bauordnung seien ein erster Schritt, aber sie erreichten längst nicht alle Ausprägungen von Menschen mit Behinderungen. Ihr Sohn beispielsweise sei Autist, er benötige eine ganz eigene Wohnform: Die Strukturen müssen klar und einfach sein, er brauche einen Rückzugsraum und jederzeit einen besonderen Schallschutz.

Den zweiten Vortrag bestritt Thomas Sauer, Leiter der Beratungsstelle des Blinden –und Sehbehindertenbundes Hessen in Wiesbaden. Er beschrieb als selbst Sehbehinderter den Zuhörern sehr plastisch, welche Stolperfallen für Menschen mit Behinderungen in Standard-Wohnungen bestehen: Sein „Hobby“ seien offene Schranktüren, an denen er sich gerne stoße. Das lasse sich aber zum Beispiel recht einfach durch Schiebetüren vermeiden. Er brachte auch Anregungen für die Gestaltung der Messe: Ein taktiler Messeplan, der sich heutzutage recht einfach mit einem 3D-Drucker herstellen lasse, wäre sicher nicht nur für blinde und sehbehinderte Menschen ein Besuchermagnet.

Beim dritten Vortrag wurde es noch anschaulicher. Die „WG am Eck“ in Gießen: Zehn junge Menschen wohnen dort zusammen, fünf davon haben zum Teil einen hohen Unterstützungsbedarf. Die betreuende Sozialpädagogin, Frauke Koch, berichtete von dem langwierigen, aber umso erfolgreicheren Bauprojekt des Trägers, der Lebenshilfe Gießen. Sie erzählte auch, und das gemeinsam mit den Bewohnern, wie es sich dort lebt und wie der Alltag in solch einer inklusiven WG organisiert ist.

Es waren drei spannende Vorträge, die auf großes Interesse stießen. Der Vortragssaal im ersten Stock der Messehalle 3 war gut gefüllt und erstmals konnte das Netzwerk durch die Zusammenarbeit mit der landesweiten Inklusionsberatungsstelle auch Gebärdensprachdolmetscher einsetzen. Einer der gehörlosen Messebesucher dankte dem Netzwerk ausdrücklich und regte an, im nächsten Jahr doch einen Vortrag zum barrierefreien Wohnen für gehörlose Menschen einzuplanen.